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Hallo zusammen,

ich habe lange überlegt ob ich ein Tagebuch anfangen soll oder ob ich mir die vermutlich durchwachsenen Reaktionen auf meinen 200TD ersparen sollte. Ich mache mal einen Anfang und stelle das Fahrzeug nach und nach vor.
Da seit dem Kauf einiges passiert ist wird es einige Zeit dauern, bis ich auf den Istzustand komme. Wobei noch fortlaufend Änderungen vorgenommen werden.
Alle Originalfetischisten werden in diesem Bericht mit Sicherheit keine Erfüllung finden, ich warne also schonmal vorab

Normalerweise wollte ich niemals ein T-Modell kaufen aber eines Nachmittags, mitten in der Pandemie wurde ich auf eine Anzeige bei Kleinanzeigen aufmerksam. Ich hatte das Fahrzeug vorher schon einmal bei Instagram gesehen und rief den Verkäufer spontan an.
Es wurde mir eine etwas morbide Geschichte erzählt und ich wartete auf Hinweis des Verkäufers 2 Wochen ab, um das Fahrzeug, das sich zum Zeitpunkt des Anruf in Monaco zu Dreharbeiten befinden sollte, in Augenschein nehmen zu können. Nach seinen Aussagen war das Fahrzeug seit 2 Jahren verliehen an die Sterngarage bzw. dessen Inhaber.

Kurze Fakten zum Fahrzeug:

200TD - S124 Ez. 12/1986
Farbe: Articweiß
- ABS
- Standheizung
- Zentralverriegelung
- ASR
- Grünglas
- Abnehmbare AHK

das war´s

Nach Angaben des Verkäufers war das Fahrzeug in seinem ersten Leben in einer Niederlassung tätig, wurde ohne Laderaumausbau von einem Landschaftsgärtner im Konvolut mit 2 weiteren Servicewagen aufgekauft und stand fortan 14 Jahre in einem Gartenschuppen. Der Verkäufer selbst kaufte diese 3 Fahrzeuge wiederum auf, behielt einen 300TD Automatik für sich, verlieh den 200TD an die Sterngarage und verkaufte einen 250TD nach Finnland.

Nachdem ich mit dem Verkäufer über den viel zu hoch angesetzten Preis verhandelt hatte, wurden wir uns irgendwann einig und ich kaufte den T-Wagen mit 1 Jahr Rest-TÜV. Zunächst war es als Bespaßung gedacht, um die zähe Coronazeit etwas besser zu überstehen. Frei nach dem Motto, mal fahren und ggf. wieder veräußern.

Hier ein Bild am Tag des kaufs:



Nachdem ich auf der Heimfahrt bemerkte, dass das Fahrzeug ab 120km/h kaum noch beherrschbar war, zerlegte ich nach der Ankunft sofort die Vorderachse und guckte mir meinen Lottogewinn mal etwas genauer an. Der Verkäufer hatte mir schon vorab mit Stolz verkündet, dass er bei Achs- und Bremsteilen ausschließlich Billigteile verwendet hatte um das Auto TÜV-konform am Leben zu halten.
Leider musste ich dabei feststellen, dass beide vorderen Scheinwerfergläser nur noch angelehnt waren und sich mit einem Griff entfernen ließen. Die Reflektoren waren ebenfalls hinüber.



Die gesamte Vorderachse war im Prinzip ein Bild des Schreckens. Nicht nur das sämtliche Gummis spröde waren sondern Rost an allen Achsteilen, Federn, tote Dämpfer, kaputte Traggelenke, im Prinzip alles hinüber. Dazu gesellten sich beidseitig fast komplett abgerostete Federaufnahmen und diverse Löcher im Innenkotflügel.



Somit war klar, dass es mit "einmal kurz erneuern" nicht getan sein würde. Im Klartext hieß das, einmal das komplette Programm inkl. zwei neuer Federaufnahmen. Zwischenschritte sind euch ja aus anderen Berichten bekannt, hier das Ergebnis:



Ich muss dazu sagen, dass ich es zeitwertgerecht umgesetzt habe. Unter normalen Umständen hätte der gesamte Vorderwagen lackiert werden müssen. Da ich das Fahrzeug als Winterauto nutzen wollte drängte mich etwas die Zeit. Ich muss jedoch sagen, dass ich mit dem Ergebnis bis heute zufrieden bin. Nach 2 Wintern mit Schnee und Salz und insgesamt 40tkm ist alles im einwandfreien Zustand. Daher an dieser Stelle einen herzlichen Dank an Rentnerdaimler, der mir wertvolle Hinweise zum Thema Lackaufbau gegeben hat und mir immer sofort per WhatsApp weiter geholfen hat.



Nachdem die Vorderachse fertiggestellt war, fuhr ich die ersten Kilometer mit meinem 200TD. Zur kurzen Orientierung, es wurden neue TRW Querlenker verbaut für 24V Fahrzeuge, neue Dämpfer für Schlechtwegeausführung, Vogtland Federn, eine 24V Bremsanlage und sämtlich anderen Komponenten wurden auch erneuert.

Das letzte Bild stammt übrigens von einer Revision vor 2 Wochen bei der ich die Längsträger mit Owatrol und Lack von innen geflutet habe und mir den Zustand der Dämpfer und Innenradkästen angeschaut habe.

Demnächst geht´s dann hier weiter...

Ich hatte um die Kosten etwas im Rahmen zu halten neue Nachbauscheinwerfer bestellt, leider oder zum Glück wurde mir nur einer geliefert. Die Nachlieferung des rechten Scheinwerfers sollte im Dezember erfolgen (wir hatten Anfang November zu diesem Zeitpunkt) Insofern trat ich vom Kauf zurück und verbaute kurzerhand die Scheinwerfer meiner Limousine.
Dazu gesellten sich dann noch 2 Fernscheinwerfer von Hella - ich weiß
Irgendwie dachte ich mir, dass ich an diesem Auto einmal genau das machen kann was ich an einem "anständigen" Youngtimer niemals tun würde. Die Halterung der Fernscheinwerfer bezog ich von EGay, leider stellte sich schon bei der Montage heraus, dass sich das Konstrukt als vollkommen ungeeignet erwies, sodass ich mir aus Flacheisen eine eigene Halterung konstruierte.
Selbstverständlich werden die Fernscheinwerfer mittels Relais bestromt, funktionieren nur mit dem Fernlicht und haben standesgemäß einen Kippschalter sowie eine zusätzliche Kontrollleuchte.



Als Räder wählte ich vorerst 7,5x16 ET42 Stahlfelgen vom W210 mit 205/55 R16 Goodyear AllSeason

Falls das Nummernschild irritiert, dazu später mehr. An dieser Stelle sei jedoch schonmal gesagt, dass der 72PS Diesel nicht nur rappelig war sondern schier unzumutbar und aus meiner Sicht Verkehrsgefährdend. Das auffahren auf eine AB war damit ein Drahtseilakt
Außerdem war die Heckscheibe regelmäßig mit einem Grauschleier behaftet und am Motor hätten mit Ausnahme von Düsen, Glühkerzen, ZKD noch einige andere Arbeiten angestanden. Kurzum, der OM601 war fertig wie das Männchen hinterm Ofen.

Gruß

Wenige Tage nachdem ich das Auto dann auf der Straße hatte fiel mir auf, dass weder eine Nummernschildbeleuchtung funktionierte noch eine Heckscheibenheizung. Da die Heckklappendämpfer ohnehin getauscht werden mussten hatte ich einen Samstag dafür eingeplant diese einzubauen. Zu Anfang dachte ich, dass der Kabelbaum für die Heckklappe hinüber ist.

Beim genauen hinsehen wurde jedoch ersichtlich, dass der Profischrauber nicht der Lage war Kabel ordnungsgemäß anzuschließen.


Dazu kam, dass auch die Nebelscheinwerfer und Schlussleuchte ohne Funktion waren, genauso wie die Rückfahrscheinwerfer. D.h. Lichtschalter erneuert, Waschdüsenheizung instandgesetzt, denn diese feuerte die Sicherung für die Rückfahrscheinwerfer immer wieder durch.

Weil ich mal was schönes und sichtbares machen wollte baute ich mir einen Tacho mit Drehzahlmesser:





Wenige Tage später lief der Scheibenwischer nur noch in Zeitlupe und machte das typische "Klack Klack" - Im Winter eher suboptimal


Zu meinem Erstaunen passten die Zahnräder des Mopf2 - Wischers in das Mopf0 Gehäuse, sodass ich mir eine BEstellung sparen konnte. Den Mopf2 Wischer hatte ich noch aus der Schlachtung meines 220E liegen.


Das ganze bekam noch etwas Galinit und das wars.

Da ich nach einer ersten Bestandsaufnahme der Hinterachse feststellen musste, dass diese ähnlich traurig aussah wie die Vorderachse organisierte ich eine zweite Komplettachse. Im nächsten Sommer stand ja der TÜV vor der Tür. Somit konnte ich über den Winter die Achse schonmal aufbauen.


Hier mal zwei Bilder davon



Bei mir gab´s für den Patienten dann wenigstens Streben usw. von Meyle und Bremsbeläge und Scheiben von Textar.

Zwischendurch gings ab und zu auf Tour, auch mal mit Hänger



Gruß

Nachdem sich die Hinterachse zumindest was die Bleche im Bereich der Aufnahmen betraf als noch einigermaßen brauchbar herausgestellt hatte, fuhr ich diese noch über den Winter. Allerdings gab es noch eine Ecke die aus meiner Sicht vor dem Winter auf jeden Fall geschweißt werden musste.

Nach dem Schweißen gab es noch Karosseriedichtmasse und der Schweller wurde von innen mit einem Owatrol/Farbgemisch geflutet.


Was mich nervte war der Motor, der eigentlich nur mit Vollgas zu betrieben war.

Somit entschloss ich mich am 15.12.20 dazu einen 5-Zylinder einzubauen. Ich hatte noch einen 91er Schrägeinspritzer liegen, den ich 2013 mal günstig gekauft hatte. Also gab´s für den Motor eine neue Wasserpumpe, ein paar neue Glühstifte, die AGR wurde stillgelegt und die A-Brücke vom Siff befreit. Dann wurde die Pumpe noch etwas schärfer gedreht mittels etwas mehr Menge und früheren Förderbeginn und der Motor wanderte am 24.12.20 in den Servicewagen.

Am Abend vor Sylvester drehte ich dann meine erste Runde mit dem 5-Zylinder. Zwischendurch wollte die Familie mich ja auch nochmal sehen Das war die beste Entscheidung bisher. Zumal nun der 5-Zylinder DZM nun auch endlich mal in Betrieb genommen wurde

Weiter gings mit unzähligen Kleinigkeiten die unendlich viel Zeit in Anspruch nahmen. Z.B. hatte man nach Auslieferung offensichtlich eine Alarmanlage verbaut, die ein Schloss in der Kofferraumklappe beinhaltete. Nach kurzer Überlegung verwendete ich das Loch sinnvoll weiter und setzte dort eine 12V Steckdose ein. Das ganze natürlich über Relais geschaltet mit Kippschalter im A-Brett. Die Dose verwende ich übrigens für meine externe Dieselstandheizung in unserem Zeltcaravan.


Gruß

Der Motorraum wurde dann ordentlich zusammen gebaut und es kamen noch neue Dämmmatten rein.

Anschließend folgte der Umbau des Innenraums der durch die jahrelange Nutzung so extrem speckig und versifft war, dass mir nur der Tausch der gesamten Ausstattung übrig blieb.

Da ich im Frühjahr einen Mopf2 geschlachtet hatte baute ich in dem Zuge gleich auf Airbaglenkrad um nebst der Gurte usw.
Das ganze sieht mittlerweile folgendermaßen aus:

Nebenbei dann noch andere Kleinigkeiten wie Spiegel renovieren usw. Die Gläser waren beide angelaufen, die Mechanik kaum noch zu bewegen und die Gummis spröde.


Und dann gings auch schon in Richtung Hinterachse:

Habe bei dem Tee mal die PU-Buchsen ausprobiert, zumindest für die Topflager:

Ausbau der Hinterachse war alles andere als erfreulich, fast jede Schraube festgegammelt und alles mit Bitumen eingekleistert. Einziger Lichtblick waren die Aufnahmen, die ich fast vollständig erhalten konnte. Dafür haben mir die Stabihalter den letzten Nerv geraubt.

Staubschutzbleche, Lager, Bremsen, Dämpfer, Federn, Höhenregler, Bremsleitungen und Niveauleitungen, alles für die Tonne.

Der ein oder andere wird sich jetzt fragen wie bescheuert man sein muss, sich sowas anzutun für so eine Gurke...ich weiß es selbst nicht. Es hat halt seinen Lauf genommen


Gruß

Ich glaub du bist auch der einzige bei dem er besser aufgehoben wäre. Jeder andere hätte ihn schon längst nach Afrika abgestoßen

Manchmal hab ich direkt ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn nach dem form follows function Prinzip zurechtbastele. Normalerweise bräuchte das Auto Neulack aber erstmal ist für mich die Technik entscheidend.
Hat ja mittlerweile auch Charme, dass er untenrum neuwertig ist, die Anbauteile und Technik sehr gut beieinander sind aber der Lack ziemlich verlebt wirkt. Polieren scheidet leider auch aus denn teilweise ist der Decklack so dünn, dass die Grundierung durch kommt. Also muss er so bleiben. Man sieht halt das er schon was getan hat.
Zur Zeit sind die hinteren Scheibenrahmen dran. Die Reeling und Griffe bekommen in dem Zuge auch etwas frische Farbe.

Also meiner hat teilweise Folie und teilweise Lack. Ob die ab Werk so aufgebaut wurden weiß ich nicht. Ich glaub die Niederlassungen haben sich die Kisten damals selbst hingeschustert und hatten nur Schablonen oder Vorgaben. Mein E-Fensterheber beifahreseitig wurde auf jeden Fall so bestimmt nicht im Werk verbaut. Fahrerseite Kurbel.

Innenausstattung habe ich mittlerweile ja umgebaut, wobei er fahreseitig eine verstärkte Version hatte mit Orthopädie. Nun Karo blau mit Orthopädie, glaub Mopf2.

Bessere Bilder muss ich mal nachreichen bei Gelegenheit.

Hab meinen ohne Räder für die Hälfte bekommen. Felgen zur Abholung mitgebracht war trotzdem zu viel wenn ich sehe für was andere einkaufen.
Preise steigen aber mittlerweile rasant an.

Hier mein Lieblingsbild vom Pfuscher


So war die ganze Kiste zusammen geschustert
Das ganze zugeschmiert mit Bitumen und einer zusätzlichen Portion Fett. Insgesamt sind über 10 Liter Reiniger am Unterboden der Hinterachse drauf gegangen.